Historic stone building with tiled roofs, surrounded by cypress and olive trees on a hillside

Villa Campello und ihr kleines Theater

Am Fuß der mittelalterlichen Burg von Campello Alto, in einer Lage mit Blick über das Tal und Richtung Spoleto, steht die Villa Campello, die alte Residenz der gleichnamigen Grafenfamilie. Die Familie wählte diesen strategischen Ort um 1347 und errichtete hier, am Rand der Stadtmauern, ihren Wohnsitz – ideal, um sowohl Kontakt mit der darüberliegenden Festung als auch mit dem Stadthaus in Spoleto zu halten, wo die Grafen laut Gemeindevorschrift wohnen mussten.

Der ursprüngliche Bau wurde im 15. Jahrhundert in einen eleganten rechteckigen Palast mit Spitzbogenfenstern umgestaltet, wie eine Zeichnung von Placido Gabrielli zeigt, die das spätmittelalterliche Aussehen dokumentiert. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Villa zum Mittelpunkt des Familienlebens der Campellos, abwechselnd mit den städtischen Residenzen, und spiegelte den Geschmack ihrer Besitzer wider.

Eine erste bedeutende Erneuerung fand zwischen 1800 und 1804 statt, als Bernardino Campello (1766–1818), Ritter des Ordens von Santo Stefano und Ehemann der florentinischen Marquise Beatrice Bourbon del Monte Santa Maria, den Architekten Pietro Ferrari mit der Erweiterung der Villa auf der Ostseite beauftragte. Die Innenräume wurden vom Maler Vincenzo Floriani mit klassizistischen Motiven und Landschaftsszenen verziert, wodurch die Residenz zu einem eleganten Landsitz wurde.

1864 veranlasste Graf Paolo Campello, ein gebildeter und kosmopolitischer Mann, weitere Arbeiten: Er ließ den eindrucksvollen neugotischen Zinnenturm errichten, vier Stockwerke hoch und mit Panoramaterrasse, und gestaltete den umliegenden Park vollständig um, indem er Olivenhaine und Weinberge durch Steineichen, Zypressen, Pinien und Libanonzedern ersetzte. Hinzu kamen ein Buchsbaumlabyrinth, ein Schweizer Häuschen, ein rundes Hühnerhaus und ein kleines Privattheater: das berühmte Teatrino der Villa Campello.

Das kleine Theater der Villa Campello

Zwischen 1865 und 1885 erbaut, ist es eines der letzten erhaltenen Beispiele eines privaten Adels­theaters in Umbrien. Graf Paolo, Sohn der Prinzessin Giacinta Ruspoli und Ehemann von Maria Bonaparte, der Nichte Napoleons, verwandelte mit großem Geschmack die Räume über den Stallungen in einen intimen und eleganten Aufführungsraum, in dem Freunde und Familienangehörige private Theaterabende gestalteten.

Die Wände des Theaters wurden von Prinz Placido Gabrielli, dem Schwager des Grafen, unter Anleitung des berühmten französischen Malers Auguste Ernest Hébert im Trompe-l’œil-Stil dekoriert. Hébert schuf 1869 auch ein Porträt der Gräfin von Campello, das heute im Musée d’Orsay in Paris aufbewahrt wird. In den zwei Reihen gemalter Logen erscheinen sorgfältig ausgearbeitete Porträts von Familienmitgliedern und Bediensteten der Villa, darunter die bezaubernde Eva Ruspoli, der Jagdaufseher Bartoli und die Garderobenmeisterin Gedra.

Die kleine Bühne, heute verloren, wurde von Garderoben flankiert, in denen sich die Schauspieler — meist Angehörige oder Freunde der Familie — vorbereiteten, während die Zuschauer eigene Stühle und Bänke mitbrachten. Mit der Zeit öffnete das kleine Theater auch der örtlichen Gemeinschaft seine Türen und beherbergte Schulaufführungen und volkstümliche Darbietungen — ein Ort der Begegnung und der gemeinsamen Erinnerung.

Heute bleibt die Villa Campello, mit ihrem neugotischen Turm und dem romantischen Park, eine der faszinierendsten historischen Residenzen Umbriens: ein Symbol der Kultur und Eleganz einer Familie, die es verstand, feudale Tradition mit dem raffinierten Geschmack des 19. Jahrhunderts zu verbinden.

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